Feuerbringer der Urheber der Zivilisation

Antikes Stück gegen Despotismus

Fortsetzung von hier

kek Lenzen/Elbe. Denn: Dort in der Leber sitzt – nach antikem Verständnis – die Seele; von dort aus manifestieren sich alle Gefühle, die es durch Zeus Helfershelfer gilt, zu brechen. Doch der mit grausigen Urwaldtönen herumgeisternde Vogel besiegt den Leidenden nicht, denn dessen Leber wächst mit jedem Tag nach, und so bleibt auch dessen Widerstand ungebrochen.

Nun tritt Io auf – die kuhgehörnte Jungfrau. Verfolgt von einer Mückenplage und damit von des Zeus Zorn, irrt die liebliche Gestalt rastlos umher. Der Grund: Nicht hingeben möchte sich die Unschuldige dem sich allmächtig glaubenden Despoten.

Mit großer Kraft und zugleich großer Überzeugung kommt da die Weissagung des Gefesselten: „Verlasse Europa, gehe nach Ägypten, dort wirst Du einen Sohn gebären, dessen Sohn mich dereinst erlösen wird!“ Etwas ungläubig folgt die Maid diesem Rat, und schließlich kommt noch eine wichtige Vorhersage hinterher: „Durch eigene unbedachte Pläne wird des Zeus Herrschaft auf immer vertrieben werden“, versprechen die leeren, und doch so hellsichtigen Augen.

Und zuletzt gibt es für wenige Augenblicke einen Zweifel: Ist es wirklich der gefesselte Prometheus, der da hängt? Oder ist es gar der Christus Jesus am Kreuz? Dann kommt der alles betäubende Nebel, und es ist keinesfalls der dunkle Hades, in den der wundersam Befreite entschwindet.

„Es war hervorragend, aber auch etwas bedrückend“, so war es immer wieder von den Gästen zu hören, die vom Bodensee, aus der Prignitz, aus dem Wendland, aber auch aus Potsdam und Berlin zur Premiere des Stückes „Der gefesselte Prometheus“, das Anklänge auf die Gegenwart bot, gekommen waren. „Und es war uns ein Bedürfnis, in diesem Jahr dieses anspruchsvolle Stück zu bringen“, war von Margarethe Biereye, der begnadeten Schauspielerin und künstlerischen Leiterin von Ton und Kirschen, die Prometheus ihre Stimme geliehen hatte, zu erfahren.

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