Lesung mit Gespräch in Schreyahn

Briefe an Grass

lk Schreyahn. Sie sitzt an seinem Schreibtisch, kocht in seiner Küche, meditiert über seiner kleinen Eisenpfanne – Carmen-Francesca Banciu war einen langen kalten Frühling in Wewelsfleth, im Haus von Günter Grass. Und stellt Fragen – an ihn und auch an sich selbst: verspielt, streng, neugierig. Und sie zieht mit einem Augenzwinkern Parallelen zwischen seinem und ihrem eigenen Leben. Entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Denn: „Plötzlich ist er da. Ungerufen. Unabweisbar. Günter Grass, der Hausherr von einst. Um in ihre Töpfe hineinzuschauen. Während sie, gedankenverloren, in seiner Küche kocht.“

Damit beginnt ein fiktives Gespräch der Autorin Carmen-Francesca Banciu in ihrem aktuellen Roman „Ilsebill salzt nach. Ein Briefroman“ mit dem Nobelpreisträger, dessen Haus sie zur Zeit der Pandemie bewohnt: „Warum bist Du ausgerechnet nach Wewelsfleth gezogen, an einen Ort, den kaum jemand kennt! Oder ist jeder Ort bedeutend und geheimnisvoll, sobald man ihm Neugier und Aufmerksamkeit schenkt?“ Diese und mehr Fragen stellt Banciu morgen ab 19.30 Uhr bei einer Lesung mit Gespräch im Künstlerhof Schreyahn.

Die Briefeschreiberin macht sich fiktiv auf den Weg, um das Weltdorf zu erkunden und um die Toten und die Lebenden nach deren Geschichte zu fragen. In Kirchenbüchern zu stöbern.

Für einen Graphomanen hält die Autorin ihn, bis sie selbst in seinem Arbeitszimmer, an seinem Schreibtisch sitzt, durchs Fenster auf die gegenüberliegenden Gräber blickt und über den Butt, die unsterbliche Ilsebill oder einen tanzenden Stuhl nachdenkt. Und er in ihren Träumen auftaucht: „Heute Nacht habe ich einen Brief bekommen. Eine Bildnachricht. Von Dir gezeichnet. Ich sitze an Deinem Schreibtisch, dort, wo Du nicht nur den Butt geschrieben hast.“

Die Moderation übernimmt Britta Gansebohm; Romeo Wecks (Komponist und Pianist) improvisiert auf dem Flügel. Der Eintritt ist ein Kulturbeitrag auf Spendenbasis.

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