Von Unfug und Frevel

Archiv: Polizeialltag im Wendland nach 1945

bv Groß Heide. Da soll noch einer sagen, auf dem Land, da ist nichts los. Betriebsunfälle mit tödlichem Ausgang, Verkehrsunfälle, Einbrüche und Vorkommnisse an der Zonengrenze, für die Polizei gab’s immer was zu tun. Das „Archiv der unveröffentlichten Texte“ Groß Heide ist in den Besitz von historischen Polizeiakten gekommen, aus denen am Freitag, dem 24. September, ab 19 Uhr im Gasthaus Schulz – anonymisiert – gelesen wird. „Mit diesen Dokumenten halten wir einen Schatz in den Händen, der davon zeugt, was die Menschen unmittelbar nach dem Krieg bewegte, worüber sie stritten, wie sie feierten und was sie sich zu Schulden kommen ließen“, betont Dr. Sibylle Plogstedt. Beispiel: Januar 1951: „Die Forstdiebstähle haben in der letzten Zeit an Umfang wieder erheblich zugenommen. Die Kälte und der Kohlenmangel veranlasst die Bevölkerung, sich ihren notwendigen Brennholzbedarf aus dem Wald zu holen. Dadurch gehen Werte verloren, die schwer wieder einzubringen sind. Der Privatforstbesitzer allein ist nicht in der Lage, vorbeugend diesen Holzdiebstählen entgegenzutreten. Dass Privatforstbeamten größtenteils keine Waffen tragen, wirkt sich beim Einschreiten gegen Forstdiebstähle sehr hinderlich aus. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass Dienststeller und Beamten meines Polizeibezirks den zunehmenden Forstdiebstählen und dem Schmuckreisigfrevel entgegentreten.“ Da werden (selten!) Mörder gesucht, gegen Belästigung auf Tanzveranstaltungen eingeschritten und das fehlende Rücklicht am Fahrrad einer Landarbeiterin bestraft. Färsen, die über die Grenze geraten, werden regelmäßig getauscht, von Ost nach West und von West nach Ost. Denn Politik spielte eine Rolle, Deutschland war ja erst seit Kurzem besetzt.

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