Tag des offenen Hofes bei Familie Schneevoigt in Lomitz
bm Lomitz. „Da ist Martha“, erzählt der zweijährige Konrad und zeigt auf eine rotbunte Kuh, die entspannt im Stall vor sich hindöst. „Konrad kennt fast alle der insgesamt 70 Kühe mit Namen“, wie seine Mutter Annika Schneevoigt schmunzelnd berichtet. Denn er ist viel auf dem Hof, sitzt bei Papa Frank Schneevoigt auf dem Trecker, oder läuft mit seinen Geschwistern und Freunden unter dem Sprenger hindurch, der die Wiese für die Kühe beregnet. Familie Schneevoigt aus Lomitz hat einen Betrieb mit Ackerbau, Milchviehhaltung, Rinderhaltung und Direktvermarktung, der zu den insgesamt 70 landwirtschaftlichen Betrieben gehört, die am kommenden Sonntag, dem 19. Juni, im Rahmen des Tags des offenen Hofes von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden können. Dieser besondere Tag ist zudem die beste Gelegenheit, moderne Landwirtschaft und die Menschen, die dahinterstehen, persönlich kennenzulernen und einen offenen Dialog zu führen. „Natürlich sind wir für alle Fragen offen und freuen uns darüber, informieren und aufklären zu können“, informiert Frank Schneevoigt. Der Lomitzer Betrieb ist ein reiner Familienbetrieb, auf dem alle mit anpacken. Jeder hat seine Aufgaben und auch die Großeltern sind voll integriert. Das Besondere an dem Milchviehbetrieb ist das Stallkonzept mit dem schönen Titel „fabelhafter Stall“. Es ist ein besonders tiergerechtes Konzept und außerdem „unserem Klima angepasst“, erläutert der Landwirt. Gebaut wurde der Stall 2018. „Die Grundidee war, einen Stall zu bauen, wie ihn Kühe bauen würden“, so Schneevoigt. Und tatsächlich ist es ein bisschen so wie „schöner wohnen“ für Kühe. „Das Besondere ist, dass die Kühe sehr viel Platz haben. Wir haben keinen Anbindestall, sondern die Kühe können sich frei bewegen und sich überall hinlegen, können die Beine ausstrecken und haben sehr viel Platz“, erklärt Annika Schneevoigt. Jede Kuh hat etwa 15 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, entgegen den vorgeschriebenen sechs Quadratmetern. Der Stall ist in mehrere Bereiche eingeteilt: in einen Lauf- und Fressbereich und in eine große Liegefläche, die 60 Zentimeter hoch mit Holzhackschnitzeln eingestreut ist. „Diese Einstreu ist klimafreundlich, staubarm und bequem für die Kühe, denn es ist wie eine Matratze, die sich dem Tierkörper anpasst und die Gelenke schont. Zudem haben wir keine Probleme mit den Klauen, weil es nie feucht wird“, ist Landwirt Schneevoigt überzeugt von dem durchdachten Konzept. „Wir holen uns quasi die Weide in den Stall.“ Einmal im Jahr wird der Stall ausgemistet. Die Einstreu wird als Dünger direkt auf dem Acker verteilt. „Dabei entsteht ein Umsetzungsprozess. Durch diese Kompostierung hat man nach einem Jahr im Stall ganz normale Komposterde, mit der man auch Blumen düngen kann. Wir haben also einen natürlichen Kreislauf.“ Auch ein Großteil des Futters wird selbst angebaut, daher ist der Anbau von Mais und Gras für die Landwirte sehr wichtig.
Um den Stall herum sind Wiesen, auf denen sich die Kühe täglich bewegen können. „Wenn es zu warm ist, kommen sie freiwillig zurück in den Stall.“
Große Ventilatoren sorgen für einen gesunden Luftaustausch und für Abkühlung an heißen Tagen. Kuhbürsten pflegen und massieren die Tiere. „Die Kühe danken uns diese Haltung mit einer guten Gesundheit, guter Milchqualität und einem längeren Leben. Bei uns wachsen die Kühe auf dem Hof auf. Vom Kalb über die Färse bis zur Kuh hegen und pflegen wir unsere Tiere.“ Gemolken wird zweimal am Tag manuell. Praktikantin Christina Lippold ist ebenfalls überzeugt von dem Stallkonzept: „Ich überlege, solch ein Konzept auch bei uns zu Hause umzusetzen und wollte daher in einem Betrieb wie diesem Erfahrungen sammeln“, überlegt die aus Bayern stammende, bereits fertige Landwirtin.
Die Milch gibt es bei dem Familienbetrieb direkt an der eigenen Milchtankstelle. Quasi frisch aus dem Euter der Kuh kann man sich in einer speziellen Anlage 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche frische Weidemilch zapfen. Auch Käse aus der eigenen Milch gibt es bei Schneevoigts seit 2020.
Am Sonntag wird eine mobile Käserei vor Ort sein, die den Käse direkt in Handarbeit herstellt. „Dazu wird die Milch in die mobile Käserei gepumpt und verarbeitet. Anschließend kommt der Käse ins Reifelager und wird einige Wochen gepflegt. Den fertigen Käse gibtes dann bei uns im Milchhäuschen“, erläuert Frank Schneevoigt.